TEXTILES KUNSTHANDWERK AUS HAMBURG

Künstlerischer Werdegang und Inspiration

Der experimentelle Umgang mit Techniken, Materialien und Farbästhetik beschäftigt mich schon seit meinem Studium an der Hochschule für bildende Künste in Hamburg. Nach meinem Uni-Abschluss und einigen Jahren, in denen ich selbstständig als Graphikerin arbeitete, wagte ich schließlich den Richtungswechsel, der für mich letztendlich der Startschuss meiner Karriere als Künstlerin und Kunsthandwerkerin sein sollte.

Inspiriert durch eine Studienreise nach Mexiko, auf der ich fasziniert war von der farbenfrohen und besonderen mexikanischen Webkunst, beschloss ich das Handweben zu erlernen. Bei der Ausbildung am Handwebstuhl konnte ich meine kreativen Ideen in Gewebe umsetzen und entdeckte eine große und vielfältige Bandbreite an textilen Ausdrucksmöglichkeiten. Im Anschluss an meine Gesellen- und Meisterprüfung,  eröffnete ich 1983 mein Atelier in der Bernstorffstraße, in dem ich bis heute meine Textilkunst produziere, ausstelle und verkaufe. In einem so bunten und vielfältigen Stadtteil wie der Hamburger Sternschanze fühle ich mich mit meiner künstlerischen Arbeit  nun schon lange zu Hause und immer wieder aufs neue inspiriert.

Schon kurz nachdem ich das Weben in meiner Ausbildung erlernt hatte, begann ich das Raster der Rechtwinkligkeit, das dem Webprozess zugrunde liegt, zu durchbrechen und die traditionelle Webart  individuell für mich zu interpretieren und zu verändern. Das Resultat sind die besonderen Schals, die heute für Viele charakteristisch für meine Arbeit stehen. Die luftigen Schals wirken, als würden sie aus eingefangenen Fäden bestehen, die manchmal an die Gemälde von Jackson Pollock erinnern. Spezielle Techniken der Textil Assemblage, die industriell nicht einsetzbar sind, machen jedes Stück zu einem Unikat, das im Grenzgebiet von Kunst, Design und Mode rangiert. Auch meine Leidenschaft für die Wiederverwendung und die Zweckentfremdung vielfältiger Textilien im Sinne von Textilrecycling zieht sich durch viele meiner Werke, in denen sich der Recycling-Gedanke auf kreative Art und Weise wiederfindet. Neben dem Verkauf in meinem Ladenatelier und über den Online-Shop stelle ich jedes Jahr auf vielen verschiedenen Kunsthandwerksmärkten, Messen und Ausstellungen meine Schaldesigns zur Schau und verkaufe meine Arbeiten mittlerweile auch über Agenten auf dem amerikanischen und japanischen Markt.

Projekte  

 Neben den vielen unterschiedlichen Schalkollektionen, die ich im Laufe meiner Karriere entworfen und produziert habe, habe ich eine weitere Leidenschaft, die sich in erster Linie dem Gebiet der freien Kunst zuordnen lässt. Es handelt sich hierbei um künstlerische textile Raumobjekte und Wandbehänge, die ich zumeist im Rahmen von Kunstprojekten oder Ausstellungen herstelle und präsentiere.

Kimono Kunst

Mein erstes Projekt im Jahr 2003 beschäftigte sich mit dem Kimono als kulturelles Artefakt und besonderes Kleidungsstück.  Die klare Kimonoform  diente mir dabei als Projektionsfläche für unterschiedliche textile Techniken. Die traditionellen Kimonos als Kleidungsstücke werden hier umgedeutet und somit selbst zum Träger von Botschaften und Übermittler einer Kultur, von unterschiedlichen Textiltechniken und Materialien. Meine Arbeiten konnte ich unter anderem im Museum für Kunst und Gewerbe und im Rahmen der Ausstellung „TRANSIT – Ideen auf der Durchreise“ Kunsthandwerk aus aller Welt in der Hamburger Handwerkskammer präsentieren.

Objekt Beifang – Nachhaltige Kunst

Für die Ausstellungen „Geld oder Leben – Nachdenken über Nachhaltigkeit“ im Reinbeker Schloss , sowie für die Sonderausstellung zur Eunique Karlsruhe „just plastics – new uses“, beschäftigte ich mich mit dem Thema Kunst aus Plastik und kreierte das Objekt „Beifang“, das bestehend aus Plastikabfällen vom Nordseestrand, Kritik an vermehrter Umweltverschmutzung üben und die Relevanz von Recycling und Nachhaltigkeit aufzeigen soll.

Schaufensterausstellung  Vernetzt: Bauhaus Weberei neu interpretiert

Im Jahr 2019 habe ich im Rahmen des Hamburger Architektursommers, der sich thematisch mit dem hundertsten Gründungsjubiläum des Bauhauses beschäftigte, die Schaufensterausstellung „Vernetzt“ konzipiert. Arbeiten der Künstlerinnen Anni Albers, Ruth Hollos und Gunta Stölzl bildeten hierbei die Grundlage meiner textilen Neuinterpretationen und Annäherungsversuche an die Bauhaus Weberei und Hommage an deren Frauen. Innerhalb von textilen Flächen, Wandobjekten und Raumteilern zitierte ich gestalterische Grundlagen des Bauhauses in Form von geometrischen Flächen, die mithilfe der Technik von Assemblage auf einem feinen Gitternetz drapiert und befestigt wurden.

Anarchie und Ordnung

Als „Hommage à Niki de Saint Phalle“ und „Hommage à Sonia Delaunay“ stellte ich im Rahmen dieses Projektes Textilobjekte her, die eine besondere Mischung aus anarchisch bunt-gemusterten Textilelementen aus Baumwolle, Seide und Leinen einerseits und strengen geometrischen Formen aus Pongéseide und Mikrofasergewebe andererseits, darstellen.

Erinnerungen

Bei dem Projekt „Erinnerungen“ (2012-2014) habe ich mich mit Alltagserinnerungen auseinandergesetzt und angelehnt an diese, die Objekte: „Silvester“, „Einkaufstour“,“Ostern“ oder „Traum“ kreiert. Sie bestehen aus verschiedenen Materialien, die in ihrer Gestalt als Träger von Erinnerungen betrachtet werden können und von mir in textile Flächen eingewebt und eingenäht wurden. Meine Absicht war es, Erinnerungsobjekte zu erschaffen, mit denen BetrachterInnen sich identifizieren können und die sie zusätzlich mit eigenen individuellen Erinnerungen füllen können.

Inspiration Hamburg

Die Ausstellung „Inspiration Hamburg“, der Biennale angewandter Kunst fand im Herbst 2020 im Museum für Hamburgische Geschichte statt. Für sie entwarf ich unter anderem das Objekt „Ausgelotet“, bestehend aus mehr als hundert Metern naturfarbenem Hanfseil, das an die klassische Handlote erinnert, mit der früher in der Seefahrt die Wassertiefe ermittelt wurde. Ein weiteres meiner Ausstellungsstücke für diese Ausstellung trägt den Namen „Tüüg und Takel“ und beinhaltet ein buntes Konvolut textiler Hamburgensien, wie Stofffetzen einer Hamburg Flagge, eines FC St.Pauli Fanschals, eines Fischerhemdes aus Finkenwerder und vielem mehr. Meine dritte Arbeit „Stadt am Strom“ zitiert die Landkarte Hamburgs und seiner Umgebung und zeigt mit einer filigranen Netzstickerei den Verlauf der Elbe von Wittenberge bis Cuxhaven. Ich freue mich sehr, dass ich für dieses Objekt mit dem Preis für das beste Einzelstück von der HWK-Hamburg  ausgezeichnet wurde.

Kunsthandwerkmessen, Ausstellungen und Märkte

 Als Kunsthandwerkerin freue ich mich besonders, dass ich abgesehen von dem Verkauf in meinem Ladenatelier und Kunsthandwerks Online-Shop über die Jahre auch auf unzähligen Kunsthandwerksausstellungen, Märkten und Messen zu Gast sein und meine Designs präsentieren konnte. Alles begann 1988 mit einer Präsentation auf den Frankfurter Messen Ambiente und Tendence. Es folgten unter anderem die Eunique in Karlsruhe, die Hamburger Messe „Kunst und Handwerk“ im Museum für Kunst & Gewerbe, die Adventsmesse in der Koppel 66 und die Grassimesse in Leipzig.

    2020

Vernetzt am Puls der Zeit

Ulrike Isensee erhält den „Ehrenpreis Kunsthandwerk – BK-Auszeichnung 2020 für ein Lebenswerk“

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    2019

Bauhaus Weberei neu interpretiert

Seit langem ist Ulrike Isensee aus Hamburg für ihre fantasievollen, handgewebten Schals bekannt. Ihre neuen Raumteiler, Wandobjekte, Assemblagen und Gewebe sind ein textiler Annäherungsversuch an die Bauhaus-Weberei und eine Hommage an deren Frauen.

Über ihre Bauhaus-Hommage sprachen wir mit der Weberin. –> weiterlesen

   2018

handmade by Ulrike Isensee

ein Atelierbesuch von Ute Berger

Zwei Schaufenster, dazwischen eine Tür „Geöffnet. Bitte klingeln“.

Ich schaue durch das linke Fenster: weiß getüncht und hell beleuchtet weist der Raum auf all das Bunte, was er beherbergt. An der Rückwand hängt eine Kollektion von gestreiften Schals in klaren Farben. Eine schwarze Schneiderpuppe trägt ein leuchtend blaues Capelet – einen einfachen, über den Kopf zu ziehenden Überwurf, der aus locker miteinander verbundenen Blütenranken besteht.  –> weiterlesen

PREISE UND AUSZEICHNUNGEN

1992       Förderpreis der HWK Hamburg

1995       Hessischer Staatspreis für das Deutsche Kunsthandwerk

2004       Bochumer Designpreis

2004       Preis der Justus Brinckmann Gesellschaft

2009       Kunstverein Seide Preis

2011/13  Nominated for the WCC-Europe-Eunique Award

2014       Lotte Hofmann-Gedächtnispreis für Textilkunst

2020      Ehrenpreis Kunsthandwerk, BK

2020      Preis HWK Hamburg, Bestes Einzelstück

MITGLIEDSCHAFT IN BERUFSVERBÄNDEN

BKV          Bayerischer Kunstgewerbeverein

BK             Bundesverband Kunsthandwerk

ADK          Arbeitsgemeinschaft Kunsthandwerk Hamburg

BAK          Berufsverband Angewandte Kunst Schleswig-HolsteinBAK SH

GEDOK   Gemeinschaft der Künstlerinnen und Kunstfördernden